Wie es anfing

Am Rosenmontag 1965 waren es einige Siersdorfer Narren die sich aufrafften und in bunten Kostümen und in kleinen Gruppen durch die Dorfstraßen zogen. Jetzt war der „Geist“ des Straßenkarneval in Siersdorf neu entfacht worden. Die Schar der Narren wuchs in den Jahren 1966 und 1967 immer mehr, so dass sich auch einige Vereine mit dem Spielmannszug an den Umzügen beteiligten. Mit stetig besserer Formierung und geordneter Platzierung der einzelnen Gruppen kam immer mehr Organisation innerhalb der Narrenschar auf. Erstmals fuhr 1968 das große Fahrrad an der Spitze des Umzuges, dass auch heute noch mit wechselnder Besetzung die Rosenmontagszüge in Siersdorf anführt. Durch die große Resonanz in der Bevölkerung, durch vielseitige Anregung ermuntert und durch eine spontane Bereitschaft zur Mitarbeit beim nächsten Zug, kam es schließlich zur Gründung der:

Interessengemeinschaft für den Rosenmontagszug 

in Siersdorf. Man machte sich damals noch wenig Gedanken über die großen Aufgaben einer organisierten Gesellschaft. Man ging ganz einfach mit einem Wort von Theodor Körner an die Aufgaben heran: „Drum frisch hinein mit frohem Mut! Mit Sorgen und Tränen kommt man nicht weit. Wenn man das Rechte will und das Gute, gelingt es am besten mit Fröhlichkeit!“ Natürlich galt es zunächst, einen finanziellen Grundstock zu schaffen, aus dem dann die Mittel für die Wagen, Gruppen und vor allem für die Musikkapellen erbracht werden konnten. Alles war zwar leicht, jedoch recht schwer durchzuführen. Aber dank der großen Bereitschaft aus den Vereinen, den Clubs und den Familien- und Freundesgruppen konnten viele Hürden problemlos bewältigt werden. Durch großzügige Spenden der Siersdorfer Bevölkerung erhielt man die Möglichkeit zur Finanzierung der Bonbons, der Zugversicherung und der auswärtigen Musikkapellen.

So sehr dann auch die Verantwortlichen dem ersten organisierten Rosenmontagszug entgegen fieberten, so sehr man sich auf der Grundlage einer fundierten Vorbreitung verlassen konnte, man hatte nicht mit dem Wettergott gerechnet. In er Nacht zum Karnevalssamstag 1969 schneite es ununterbrochen. Die Straßen waren kaum passierbar und konnten nur notdürftig an diesem Wochenende vom Schnee geräumt werden. Acht Zentner Bonbons für den Rosenmontagszug – beim Werfen würden sie in den Schneehaufen verschwinden. So setzten sich dann 15 Karnevalisten am Sonntagabend in der Gaststätte Mathias Thoma zusammen, um den großen Berg der Süßigkeiten in Zehner-Tütchen zu füllen, die dann besser zu fangen waren und im Schnee nicht verloren gingen. Trotz dieser unseligen Arbeit hatte man an diesem Abend einen „Heidenspass“.

Als dann am Rosenmontag 1969 zum ersten Mal wieder ein organisierter Karnevalszug durch die Straßen zog, da kannte die Begeisterung bei den vielen Besuchern, bei allen Siersdorfern, aber ganz besonders bei den Teilnehmern kaum ein Ende. Selbst die Hindernisse der vielen Schneeberge und die doch recht unangenehme Kälte blieb ohne größeren Einfluß auf den Erfolg. Man sprach weit über die Grenzen des Ortes hinaus von einem der schönsten und saubersten Karnevalszüge. Bis heute hat die Interessengemeinschaft für den Rosenmontags-zug dieses Gütezeichen bewahren können.

Nach einer Idee des verstorbenen „Komiteemitgliedes“ Franz Brück wurde 1970 mit dem Bau eines Prinzenwagens begonnen. Vorerst blieb allerdings der närrische Thron noch unbesetzt. Als Zeichen dafür, dass sich dieser Umstand bald ändern würde, stand 1971 auf dem Prinzenwagen eine Wiege mit dem Slogan: Ein Prinz ist uns geboren!“ Im gleichen Jahr wurde erstmals zur Stärkung der Narren am Morgen des Rosenmontag Erbsensuppe mit Würstchen angeboten. Beim Rosenmontagszug 1972 war es dann so weit, dass ein Prinz von einem geschmückten Wagen den Narren zujubeln konnte. Nicht zuletzt auch aus Mangel an finanziellen Mitteln wurde von zwei eifrigen Aktiven aus gespendetem Stoffen eine Prinzenjacke und ein Umhang genäht. Er wurde dann noch viele Jahre von den nachfolgenden Prinzen getragen. Die Aktivitäten, Ideen und Impulse für den Karnevalszug wuchsen immer mehr. Entscheidend aber ist die Tatsache des großen Engagements für den Siersdorfer Rosenmontagszug. Dessen großer Idealismus und Einsatz für die Allgemeinheit sich aus den ersten Jahren bis heute erhalten hat. Es bleibt die Hoffnung, dass der Geist aus den Gründertagen und Leitbilder der folgenden Jahre auch in Zukunft den Erhalt der Gemeinschaft sichern und bestimmen wird. Es ist unmöglich all die beim Namen zu nennen die in irgend einer Weise dem gemeinsamen Bemühen um den Karneval dienlich waren. Sehr viel Eigeninitiative, Bereitschaft zum Mittun und – nicht zu vergessen – viele Spenden tragen jedes Jahr dazu bei, dass in Siersdorf einer der schönsten Rosenmontagszüge des Jülicher Landes begeistert gefeiert wird.